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Die Sunny-16-Regel (mal ohne Automatik fotografieren)

Stand: 14.08.2024

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Ohne Belichtungsmesser mit der Sunny-16-Regel arbeiten

Automatiken in Kameras sind natürlich eine feine Sache. Ich benutze sie auch, manche öfters, manche manchmal und manche nie, aber auch wirklich nie. Mit Automatik sind natürlich in erster Linie die Belichtungsautomatiken gemeint, und nicht der heutzutage in jeder Kamera vorhandene Belichtungsmesser (Beli). Diesen benutze ich eigentlich immer, wenn möglich. Es gibt allerdings auch Kameras, die keinen Beli besitzen, meine analoge Yashica Mat 124 G zum Beispiel. Sie hat zwar einen an Bord, dieser benötigt aber alte Quecksilberbatterien. Ich könnte ihn zwar umrüsten lassen, aber zum Glück gibt es ja die Sunny-16-Regel.

Ich denke, diese Regel ist ein hervorragendes Mittel, um sich als Fotografen-Novize allmählich von den Fesseln der Kameraautomatik zu lösen (von den diversen Motivprogrammen sowieso). Denn die diversen Belichtungsautomatiken bewirken im Grunde zweierlei: Erstens nehmen sie dem Fotografen die wichtigen fotografischen Entscheidungen aus der Hand (warum sollte ich mir das gefallen lassen, schließlich bin ich doch derjenige, der fotografieren will), und zweitens gaukeln sie dem Fotografen völlig zu Unrecht vor, richtige Belichtung sei etwas sehr Kompliziertes, ein nur mit Computern erreichbarer Vorgang. Damit wird der Fotograf aber nur so gute Fotos machen können, wie es die Programmierer der Kamerasoftware zulassen. Und weiterentwickeln wird er sich auch nicht, da er nicht an den Unzulänglichkeiten der Belichtungsautomatiken vorbeikommt.

Also: Her mit der Sunny-16-Regel und Kamera in den Manuellbetrieb! Ab jetzt wird fotografiert! Wer diese Regel beherrscht, möge gerne wieder eine Automatik in der Kamera anwählen, aber wohl nur Zeit- oder Blendenautomatik mit Spot- oder mittenbetonter Messung. Nie die Programmautomatik, und noch seltener die Motivprogramme!!! Wer  möge, sehe sich mal eine  Profikamera im Geschäft an. Je teurer die Kameras werden, je mehr Automatiken verschwinden. Die Motivprogramme als allererstes.

Die Sonne lacht, nimm Blende 8!

Wer hat diesen Merksatz nicht schon mal irgendwo gehört? Diese Eselsbrücke sollte man aber lieber nicht wählen. Warum? Nun, sie sagt nichts über Belichtungszeit und Filmempfindlichkeit aus. Diese gehören aber nun mal zwingend zum Belichtungsdreieck dazu! Mein Eindruck ist, dass diese „Blende-8-Regel“ aus einer Zeit stammt, als die Filme noch nicht so lichtempfindlich waren, wie heute bzw. seit den 60iger oder 70iger Jahren.

Die Sunny-16-Regel hingegen berücksichtigt alle drei Werte des Belichtungsdreiecks. Doch wie funktioniert sie denn nun?

Sunny-16-Regel im Einzelnen

a) Die einzustellende Verschlusszeit orientiert sich an der Filmempfindlichkeit. Sie ist gleich ihrem Kehrwert. Haben wir einen ASA-100-Film eingelegt (bzw. an der Digitalkamera eine Filmempfindlichkeit von ASA 100 bzw. ISO 100 eingestellt), dann wird die Verschlusszeit auf 1/100 Sekunde gestellt (oder auf den nächstgelegenen Wert, sofern keine 1/100 Sekunde existiert, z.B. 1/125). Bei ASA/ISO 200 entsprechend eine Verschlusszeit von 1/200 Sekunde.

b) Jetzt wird die Blende gemäß Wetter (eigentlich gemäß des herrschenden Lichtes, was aber wiederum vom Wetter abhängt) eingestellt. Und zwar:

Blende 16 bei hellem Sonnenschein,

Blende 11 bei leichter Bewölkung,

Blende 8 bei mittlerer Bewölkung,

Blende 5,6 bei geschlossener Wolkendecke.

Etwas Übung und Erfahrung bei Anwendung der Regel gehört sicherlich dazu, da die  „Blendenmerksätze“ nicht logisch sind. Denn wenn Cumulus-Bewölkung herrscht (das sind die bekannten Blumenkohlwolken am Himmel – andere nennen sie Schäfchenwolke) und die Sonne scheint gerade aus blauem Himmel zwischen zwei Wolken hindurch (also ohne irgendwelche Wolkenfetzen vor der Sonne), entspricht die Situation eigentlich einem wolkenfreien Himmel, also Blende 16. Denn es dürfte von der Logik ja eigentlich egal sein, wie stark der Bewölkungsgrad generell ist, wenn doch keine der zahlreichen Wolken die Sonne versperrt. In der Praxis ist das leider komplizierter. Denn auch wenn keine Wolken vor der Sonne zu sehen sind, kann genügend Wasserdampf in den oberen Schichten der Troposhpäre vorhanden sein und Licht schlucken. Mit etwas Übung werden solche Situationen aber schnell erkannt.

Zur Übung: Mal die Blendenautomatik nutzen

Daher eine Übungshilfe: Stellt die Kamera zu Übungszwecken mal auf Blendenautomatik, wählt eine Verschlusszeit entsprechend dem Kehrwert der Filmempfindlichkeit und zielt Motive  in einem mittleren Grauton an (hierfür eignen sich sehr oft die Fahrbahndecken, weniger Wohnhäuser und Baumgruppen). Auch ruhig mal Wolke vor und Wolke neben der Sonne testen. Achtet dabei auf die Blende, die jetzt automatisch vom Belichtungsmesser errechnet wird. Sie wird die oben genannten Werte haben bzw. nur leicht abweichen! Dies ist eine gute Methode, sich mit der Sonny-16-Regel vertraut zu machen.

Hält man sich an die Vorgaben, wird man kaum ein Bild so richtig verhauen. Es sollte genug Spielraum vorhanden sein, um die Belichtung am Rechner (digitale Fotografie) oder beim Vergrößern (analog) auf einen Wert zu korrigieren, welcher subjektiv als „richtig“ empfunden wird. Mit „richtig“ und „falsch“ ist das sowieso kompliziert. Bei Abweichungen um nur eine halbe Blende liegt dies eher noch im Bereich des persönlichen Geschmacks. Meine Erfahrung bei Sonnenlicht ist, dass Blende 16, so wie vorgesehen, zwar für Motive bzw. Situationen geeignet sein mag, die sich komplett im Licht befinden, aber nicht für solche mit Schattenpartien im Bild. Dann wirkt das gesamte Bild nämlich schnell zu dunkel. Denn aufgrund der kräftigen und scharfkantigen Schatten erkennt der Betrachter intuitiv, dass es sich um eine sonnige Szene handelt und erwartet, dass sich diese „Sonnenscheinflut“ auch im Bild wiederspiegelt, was Blende 16 allerdings verhindert. Daher beginne ich bei sonnigen Szenen eigentlich gerne bei Blende 13, also einer Zwischenblenden, oder sogar 11 was in der Regeln zu dem gewünschten „Sonnenscheineffekt“ in den Bildern führt.

Nach ein bisschen Übung werdet ihr ein Gefühl für die zu wählende Blende entwickelt haben und bei künftigen Blicken aus dem Fenster Dinge denken wie: „Oh, Blende-11-Wetter!“

Das ist dann der Zeitpunkt, ab dem sich eure Fotografie verändern und verbessern wird.

Viele verschmähen diese Regel mit dem Argument, sie würden auch gerne mal mit anderen Blenden bei Sonnenschein fotografieren, also beispielsweise mit f/5.6 oder sogar noch weiter auf. Daher käme diese Regel für sie nicht in Betracht. Wer aber so argumentiert, hat die Grundsätze der Fotografie noch gar nicht begriffen. Denn an dem Belichtungsdreieck kommt nun mal niemand vorbei! Auch keine Automatik! Die Sunny-16-Regel ist daher auch weniger eine Empfehlung, sondern vielmehr Beschreibung physikalischer Zusammenhänge. Natürlich muss niemand „immer mit Blende 16 bei Sonnenschein“ fotografieren. Dass weiß auch die Sunny-16-Regel. Sie liefert aber nun mal eine „gültige“ Belichtungskombination von „ISO100, 1/100 Sekunde, f/16“ als eine Art Starpunkt. Natürlich lässt sich dieses Ergebnis jederzeit im Sinne des Fotografen abändern. Wer allerdings an einer Schraube dreht, muss auch zumindest an einer weiteren drehen. Würde die Blende zum Beispiel um 3 Werte von Blende 16 auf 5.6 geöffnet werden (zunächst 11, dann 8, schließlich 5.6), käme 3x mehr Licht auf den Sensor und das Bild würde zu hell. Um dies auszugleichen, könnte zum Beispiel die Zeit um drei „Blendenwerte“ nach oben korrigiert werden, also von 1/100 auf 1/800, denn die Kombination „ISO100, 1/800 Sekunde, f/5,6“ entspricht von der Lichtmenge her, die in die Kamera gelangt. jener mit „ISO100, 1/100 Sekunde, f/16“. Die Kombination „ISO50, 1/400, f/5,6“ ebenso. Oder auch „ISO200, 1/1600, f/5,6“. Alles kein Problem…

So, nun viel Spaß mit den ersten Versuchen, die Sunny-16-Regel umzusetzen:

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