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Der Schwarzschuss

Beim Schwarzschuss handelt es sich um eine Technik zur „richtigen“ Einstellung der Belichtungsparameter (ISO, Verschlusszeit und Blende), um das Umgebungslicht beim Einsatz von Kunstlicht entweder ganz im Foto zu unterdrücken oder auf das gewünschte Maß einzustellen, bevor die Kunstlichtquellen (z.B. Speedlight, Studioblitz oder LED Dauerlicht) hinzugeschaltet werden. Auf diese Weise lässt sich ein Fotostudio quasi fast überall einrichten, vorausgesetzt, man verfügt über ausreichend starke Kunstlichtquellen. Der Trick dabei ist, dass Umgebungslicht so weit zu unterdrücken, dass es nicht bildwirksam werden kann, das geschossene Foto also schwarz bleibt (daher der Name „Schwarzschuss“). Schaltet man nun zusätzliche Lichtquellen ein, die allerdings heller als das Umgebungslicht sein müssen, wird nur dieses Kunstlicht bildwirksam. Es sei denn, man hat die Kamera so „zugemacht“, dass auch dieses Licht nicht den Weg auf Film oder Sensor findet.

Die folgenden Bilder habe ich abends nach Sonnenuntergang (also ohne durch das Fenster fallende Tageslicht) gefertigt. Es brannte lediglich die Deckenleuchte. Sowohl Kamera als auch Blitzgeräte habe ich manuell eingestellt. Das erste Bild zeigt die Situation bei f/4, 1/60 sec., 800 ASA. Es ist noch etwas zu dunkel, ich hatte mich beim Einstellen der Belichtungsparameter leicht verschätzt.

 

Das Bild liegt jedoch nicht so weit neben den „richtigen“ Einstellungswerten, dass es unbrauchbar wäre. In Lightroom um zwei Belichtungsstufen heller gemacht (entspricht f/4, 1/60 sec., 3200 ASA), sieht die Aufnahme so aus:

 

 

Wie leicht am Schatten zu erkennen ist, kommt das Licht von links oben. Die Helligkeit im Bild ist zwar gut, jedoch wirken die Radieschen etwas kraftlos, zu matt. Etwas fehlt dem Bild noch. Ich bräuchte eine andere Lichtsituation, einen anderen Lichteinfall, um das gewisse Etwas ins Bild zu bekommen. Also nahm ich Blitze hinzu. Da die Deckenlampe und die Blitze jedoch völlig unterschiedliche Farbtemperaturen liefern, musste ich eine Mischlichtsituation vermeiden. Ich konnte nicht einfach ein oder zwei Blitze neben der Deckenleuchte einsetzen, sondern musste das Deckenlicht fototechnisch „ausschalten“. Das habe ich nicht gemacht, indem ich den Lichtschalter betätigte (was auch funktioniert hätte), sondern indem ich die Belichtungsparameter an der Kamera so veränderte, dass das Deckenlicht immer mehr aus der Aufnahme ausgeschlossen wurde. Das folgende Bild wurde mit f/4, 1/60 sec. bei 100 ASA geschossen, ist also zum Ausgangsbild um drei Blendenstufen dunkler, zum korrigierten sogar um 5 Stufen.

 

Nahezu perfekter Schwarzschuss

 

Jetzt wird nur noch ganz wenig Licht der Deckenleuchte bildwirksam. Damit ließe sich eigentlich schon arbeiten, zu Demonstrationszwecken habe ich die Kamera jedoch noch weiter „zugemacht“.

Die Einstellungen sind: f/4, 1/100 sec., 100 ASA

 

 

Da immer noch letzte Lichtreste an der weißen Schale zu sehen sind, ging ich noch weiter und landete schließlich bei

f/4, 1/200 sec., 100 ASA

 

 

Mit diesen Einstellungen ist nun wirklich alles schwarz. Der perfekte Schwarzschuss also. Nur zur Erinnerung: Das Deckenlicht in der Küche war immer noch eingeschaltet. Es war genauso hell, wie bei allen Aufnahmen. Es wurde während der gesamten Serie nicht verändert. Nun konnte ich meine Blitze hinzuschalten und eine Lichtsituation nach meinen Vorstellungen schaffen. Der Schwarzschuss hat mich völlig unabhängig vom Umgebungslicht gemacht. Da ich nicht einen, sondern zwei Blitze einsetzte (den zweiten zur Aufhellung des Schattens, welcher durch den Hauptblitz geworfen wurde) und die Lichtsituation dadurch immer heller wurde, bin ich für das finale Bild noch eine Belichtungsstufe weiter runter gegangen, so dass das Bild schließlich bei

f/4, 1/200 sec., 50 ASA entstand:

 

So entspricht das Bild meinen Vorstellungen. Es wirkt wesentlich frischer und appetitlicher, als die erste Aufnahme. Grund dafür ist die veränderte Lichtführung. Das harte Hauptlicht, als Gegenlicht von oben gesetzt (gut zu erkennen am Schatten der Schale, der nun auf den Betrachter zuläuft), sorgt für die hellen Lichtreflexe auf der Oberseite des Gemüses, und das weiche Fülllicht von rechts (herbeigeführt durch einen gegen die Wand gerichteten Blitz) hellt die Vorderseite der Radieschen auf.

Hier noch mal beide Aufnahmen im Vergleich:

Radieschen in einer Schale

 

 

 

Hilfreich beim Finden der richtigen Einstellung für den Schwarzschuss ist das Verständnis des Zonensystems. Um das mittlere Grau (bei einer Farbfotografie entsprechend die mittleren Farbtöne) der Zone 5 ins Schwarze zu verschieben, muss man 4 Zonen abblenden. Weiß liegt dann ungefähr in Zone 4, so dass noch weitere 3 Blendenstufen abzublenden sind, damit selbst Weiß in Zone 1 verschwindet, also zu Schwarz wird. Das erste Bild zeigt die Situation, wie sie bei f/4, 1/60 sec., 3200 ASA ist (das Bild wurde zwar bei 800 ASA geschossen, jedoch in Lightroom um 2 Stufen aufgehellt, so dass es 3200 ASA entspricht), das zweite Bild bei f/4, 1/200 sec. und 50 ASA. Somit besteht ein Unterschied von 8 Blendenstufen.