Eine Franka Solida erwacht
Der diesjährige Frühjahrsputz begann auf dem Dachboden. Ich hatte mir vorgenommen, auszumisten. Dabei fand ich auch eine alte Franka Solida, eine Mittelformatkamera, die ich vor vielleicht 20/30 Jahren mal auf einem Flohmarkt gekauft hatte. Nicht zum Fotografieren, sondern als Deko. Fotografiert habe ich damit noch nie.
Sie stand eine Zeit im Regal und verschwand nach dem Kauf eines neuen Wohnzimmerschrankes irgendwann mal auf dem Dachboden. Das musste geändert werden. Also besorgte ich mir einen Schwarzweiss-Rollfilm mit 400 ISO und legte los. Morgens auf dem Weg ins Büro am Bahnhof Rübenkamp holte ich die Kamera aus dem Rucksack. Es war gegen 09.00 Uhr, die Sonne seit mehr als 2 Stunden aufgegangen und der Himmel stark bedeckt. Es regnete leicht.
Und nun: Foto frei!
Komplizierte Bedienung der Kamera
Ja, äh, wie denn? Filmeinlegen kein Problem. Dann der Filmtransport. Kein Spannhebel da, nur ein Drehrad. Wie weit drehen? Das, was ich als Filmanfang im kleinen Sichtfenster als solchen zu identifizieren glaubte, war es dann doch nicht. Merkte ich, als nach dem ersten Auslösen beim Weiterdrehen die 1 plötzlich erschien. Und dann das Auslösen: Blende und Verschlusszeit müssen per Hand vorgewählt werden. Natürlich nach Vorgaben meines externen Belichtungsmessers, denn so einen Luxus hat die Franka nicht. Beides lässt sich übrigens stufenlos verstellen. Auch ganz interessant!
Danach den Verschluss per Hand vorspannen, die Entfernung zum Hauptmotiv schätzen, per Hand fokussieren (so etwas wie einen Schnittbildindikator gibt es natürlich bei der Sucherkamera nicht), Motiv anvisieren und abdrücken, das war’s, Bild im Kasten! Ein gewöhnungsbedürftiger, leiser, aber deutlich spürbarer „Klack“ markierte das Ende des ganzen Prozesses.
Ein ungewohntes Prozedere, welches aber Spaß macht. Im Stadtpark habe ich weitere Fotos gemacht. Natürlich dauerte es nicht allzu lange, bis der Film voll war. Mehr als 12 Aufnahmen gehen bei einer Mittelformatkamera im Format 6×6 nun mal nicht drauf.
Der Sucher: Gewöhnungsbedürftig
Bedauerlich ist der sehr mickrige Sucher. Wirkliches Komponieren der Bilder scheint damit nicht drin. Nur so ungefähr. Man kann damit eigentlich nur verhindern, dass man am Motiv nicht vorbei schießt. Zumindest bei nicht ganz zu tollen Lichtverhältnissen. Und das bei einer Mittelformatkamera? Mal sehen ob es bei Sonnenschein besser wird.
Qualität der Aufnahmen: Enttäuschend
Nach dem Entwickeln dann ein wenig Enttäuschung. Die Bilder sind etwas unscharf, regelrecht weich. Etwas mehr hatte ich mir von der Qualität zwar schon versprochen. Aber was soll’s… Vielleicht muss ich auch nur meine Digitalisierungstechnik verbessern… Ich habe sie mit einem gängigen Scanner ohne Durchlichteinheit mit 3200 dpi gescannt und nur ganz leicht in Lightroom und Photoshop (Kontrast, Belichtung, Kennzeichen unleserlich) nachbearbeitet.
Zusatz Mai 2017: Inzwischen habe ich auch die ersten beiden Farbfilme aus der Franka entwickeln und einscannen lassen. Auch sie sind in der Schärfe nicht besser. Schade! Aber was soll es? Dann geht sie eben wieder in den Schrank.
Hier ist die Franka Solida im Läppischen Kameramuseum zu sehen.