Zeitzonen verstehen – Geotagging von Fotos

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Zeitzonen. Jetzt verstehe ich wieder ein Stückchen mehr davon, wie Bildersoftware mit Zeitzonen beim Geotagging von Fotos umgeht. Nicht das ich nicht gewusst hätte, was Zeitzonen sind, aber wie die Software damit umgeht, ist mitunter sehr eigenartig.

Um besser verstehen zu klönen was ich meine, möche ich erst mal das Problem beschreiben.

Das Problem

Auf unserer Vancouver-Reise (Zeitunterschied zu Hamburg -9 Stunden), waren sowohl meine Kameras als auch mein Handy korrekt auf die lokale Zeit eingestellt. Wir fuhren während der Reise auch einen Abstecher nach Calgary in Alberta, wo eine andere Zeitzone herrscht, nämlich nur -8 Stunden Zeitunterschied zu Hamburg. Während sich mein Handy automatisch in die neue Zeitzone umstellte, blieben meine Kameras in der alten. Mir war bewusst, dass ich später die Aufnahmezeit für die Alberta-Bilder würde um eine Stunde verschieben müssen, damit sie mit den korrekten Geodaten versehen würden.

Wieder zurück in Hamburg, gingen natürlich alle Bilder und Videos zunächst auf Festplatten und selbstverständlich auch auf die Sicherungspatten. Import der Bilder in Lightroom, Verschiebung der Aufnahmezeit der Alberta-Fotos, laden des Tracks meines Geotaggers, automatisches Taggen aller 4500 Bilder, und… großes Haareraufen! Was war das für ein Unsinn geworden? Alle Bilder wurden falsch getaggt!

Die Zeitzonen – Folge der Erddrehung

Bekanntlich ist es in unterschiedlichen Gegenden der Erde unterschiedlich spät, wobei die Uhrzeit mit der Richtung von Ost nach West stundenweise abnimmt. Es gibt zwar auch kuriose Zeitzonen, wo sich die Zeit nur um eine halbe Stunde verändert, aber lassen wir das hier mal. Da ein Tag 24 Stunden hat, sich die Erde also in 24 Stunden einmal um sich selbst dreht, haben wir theoretisch 24 verschiedene Zeitzonen. Tatsächlich gibt es mehr weltweit genutzte Zeitzonen, weil sich nicht alle Länder strikt an die volle Stunde halten, wie zum Beispiel Nepal, Indien oder Neuseeland. Hinzu kommen dann noch die Sommerzeitvarianten in verschiedenen Gebieten. Aber theoretisch haben wir 24 verschiedene Zeitzonen. Genug, um die Kommunikation zwischen Kameras und Geotaggern zu verkomplizieren.

UTC – United Time Coordinated (koordinierte Weltzeit)

Um die verschiedenen Zeiten für bestimmte Aufgaben auf einen Nenner zu bringen, zum Beispiel in der Navigation, beziehen sich Zeitangaben dabei auf eine besondere „Zeitzone“, die United Time Coordinated (kurz UTC). Eigentlich ist es sowas wie eine virtuelle Zeitzone, denn niemand könnte sich in diese Zeitzone begeben, da sie nirgendwo gesetzliche Zeit ist. Sie ist aber (fast) identisch mit der Greenwich Mean Time (GMT). „Fast“ meint, dass zwar kein Mensch einen Zeitunterschied irgendwie wahrnehmen kann, Physiker allerdings erklären können, dass es zwischen beiden bis zu einer Sekunde Unterschied kommen kann, da die Berechnungsmethoden von GMT und UTC unterschiedlich sind. Soweit, so gut…

Zeitzonen-Missverständnis beim Geotagging

Es gibt eine Vielzahl von Kameras auf dem Markt. Ebenso eine Vielzahl von Geotaggern und Möglichkeiten, wie diese gespeichert und weitergegeben werden. Bei vielen Kameras ist es zwar so, dass man zwar Datum und Uhrzeit einstellen kann, nicht jedoch die Zeitzone, in der sich die Kamera befindet. Sie zeichnet zum Beispiel „15.20 Uhr“ auf. Aber wo? In welcher Zeitzone? Das wissen viele Kameras nicht. Und selbst wenn man die Zeitzone per Tastendruck verschieben kann: Die Uhrzeit ändert sich, das sieh man. Aber wird auch die Zeitzone in den Aufnahmen gespeichert?

Nachdem ich meine Probleme mit dem Geotagging festgestellt hatte, ging ich natürlich auf Spur und fragte mich, was da passiert sein mag. Mit ChatGPT ist das ja alles noch ein bisschen einfacher, als nur mit Google. Ich erfuhr also, dass wohl ein sogenanntes Zeitzonen-Missverständnis vorlag, welches daraus resultierte, dass unterschiedliche Geräte die Zeitangaben unterschiedlich speichern und dann natürlich auch weitergeben würden. Mit Hilfe eines Geo-Editors konnte ich schnell feststellen, dass die Zeiten auf dem aufgezeichneten Track aus der Handy-App um 9 Stunden nach vorne verschoben worden waren, als ich ihn auf den heimischen Rechner lud. Sie waren offenbar in UTC gespeichert worden und dann beim Herunterladen auf meinen Rechner in Hamburg dann aber in Mitteleuropäischer Sommerzeit umgerechnet. Und das sind nun mal +9 Stunden Zeitunterschied. Somit war klar, dass jedes Bild, welches ich in Kanada aufgenommen hatte, mit jenen Orten verknüpft worden war, an denen ich 9 Stunden später war. Somit waren die Bilder dann regelmäßig auf unsere Motels verschoben, in denen wir nächtigten.

Zum Glück lässt sich in Lightroom beim automatischen Taggen der Bilder eine Zeitverschiebung einstellen so dass sich alles leicht korrigieren lies.

Nach der Korrektur sah die Verteilung der Fotos dann so aus: