Bahnhof Rübenkamp in Hamburg mit einer Mittelformatkamera aufgenommen

Mein Wiedereinstieg in die analoge Fotografie

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Chemikalien, die zur Entwicklung analoger Filme erforderlich sind.
Chemikalien, die zur Entwicklung analoger Filme erforderlich sind.

Seit fast zwei Jahren bin ich (auch wieder) in der analogen Fotografie aktiv. War es anfangs hin und wieder mal ein Kleinbildfilm, ist es letztes Jahr mehr geworden. Zeit eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Mitte der 80iger Jahre legte ich mir meine erste Spiegelreflexkamera, eine Pentax MG zu. 1990 folgte dann eine Nikon F-601 mit Autofokus. Eine Franka Solida besaß ich ebenfalls seit Jahrenzenten, hatte mit ihr aber noch nicht fotografiert. Ich fand sie auf dem Dachboden, reinigte sie, besorgte analogen Rollfilm und testete sie. Leider gefielen mir ihre Aufnahmen nicht, sie fallen viel zu weich aus, so dass sie keine Kamera wird, die ich öfters benutzen werde.

Eine weitere analoge Kamera kaufe ich für sehr wenig Geld in der Bucht. Und zwar eine 100 Jahre alte Großformatkamera. Mit ihr habe ich bislang allerdings noch nicht fotografiert. Sie besitzt Planfilmkassetten 9×12 cm, welche für Glasplatten ausgelegt sind. Und ich hatte noch nicht die Muße, einen Adapter für Planfilm zu entwickeln. Außerdem werde ich Probleme haben, die Negative in Bildform zu gießen: Für das Negativmaß habe ich weder eine geeignete Bildbühne, noch den passenden Vergrößerer.

Also legte ich zunächst mit meiner Nikon F-601 los.

Nach den ersten Filmen, die ich noch im Labor entwickeln lies, fing ich vor gut einem Jahr selbst mit der Chemikalienpanscherei an. Für’n Appel und’n Ei kaufte ich einer Schule einen Schwarzweißvergrößerer mit Mischkopf der Marke Kaiser ab und besorgte mir außerdem auf dem Flohmarkt eine analoge Mittelformatkamera. Und zwar eine Yashica Mat 124G, die ich allerdings erst mal in die Werkstatt bringen musste. Zusätzlich bekam ich von einem Freund noch eine analoge Kleinbildkamera der Marke Bilora.

Die Yashica hat zwar einen Belichtungsmesser, jedoch einen alten, der mit alten Quecksilberbatterien betrieben werden muss. Die Bilora hat gar keinen. Gelegenheit also, mich ausgiebig mit der Belichtung nach der Sunny-16-Regel zu befassen.

Mit der Weile klappte dies immer besser, was dazu führte, dass ich mittlerweile auch mit meiner Digitalkamera nach Sunny-16 fotografiere. Das heißt, ich wähle im manuellen Modus Zeit und Blende vor und erledige die Feinjustierung mit Hilfe der Spotmessung. Eine Probeaufnahmen liefert das Histogramm für den finalen Belichtungscheck, das wars! Fertig! Auf diese Weise geschossene Bilder gefallen mir durchweg besser, als solche mit Matrix- oder mittenbetonter Messung, welche bei etwas komplizierteren Beleuchtungssituationen häufiger zu Fehlbelichtungen führen.

Doch zurück zur analogen Fotografie. Da ich schon mal einen Vergrößerer hatte, musste natürlich auch eine Dunkelkammer her. Diese richtete ich mir in meinem Fotostudio (früher war es mal ein Kinderzimmer) ein. Auf dem Wochenmarkt besorgte ich sehr preiswert schwarze Stoffbahnen, mit denen sich nicht nur die hellen Wände in dunkle verwandeln lassen, sondern sich auch das Fenster abdunkeln lässt (wobei vorher allerdings noch Pappe vor die Fenster kommt). Ebenfalls auf Flohmärkten erstand ich Bücher über die Papierentwicklung.

Mehrere Vergrößerungssitzungen hatte ich bislang. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte ich den Bogen raus. Mir gelangen immer mehr „gute“ Abzüge, also solche, die auch was für die Wand sind. Erstaunliche Abzüge lassen sich von den Mittelformatnegativen der Yashica ziehen. Es ist schon ein prickelndes Gefühl, ein 30 x 30 cm Fotopapier zu belichten und zu entwickeln. Im Rotlicht der Dunkelkammer lässt sich nur erahnen, wie das Bild wohl aussehen mag. Oft genug war ich erstaunt, wenn das Zimmerlicht wieder anging und ich mit dem frischen Abzug zum Wässern im Badezimmer verschwand. Eine solche Brillanz, wie sie manche Bilder zeigen, hatte ich einfach nicht erwartet.

Nun hab ich mir schon mehrfach im Internet Fotopapier und Entwicklerchemie besorgt und habe beschlossen, regelmäßig analoge Projekte zu starten. Eines habe ich schon hinter mir: Madrid analog. Im Oktober letzten und im Februar diesen Jahres war ich zweimal für mehrere Tage in Madrid und Umgebung (Segovia, Avila, Toledo und Fuenterrebollo). Während ich auf der ersten Reise neben der analogen Yashica auch noch meine digitale D5000 dabei hatte, nahm ich im Februar nur die analoge Yashica Mat 124G mit. Und ich habe es nicht bereut. Schöne analoge Fotos entstanden auf den Reisen, 6 davon hängen an unseren Wänden, und nach der nächsten Vergrößerungssitzung werden weitere hinzukommen.

Was mir noch nicht ganz gelungen ist: Das Digitalisieren analoger Aufnahmen (deshalb sind auch keine bzw. nur ein analoges Bild auf diesen Seiten zu sehen). Abfotografieren vom Stativ ist mir noch nicht zufriedenstellen gelungen. Abfotografieren der Negative, wie es Rüdiger Hartung in seinem Blog beschreibt, könnte eine Alternative sein, allerdings habe ich noch keinen Diadublikator gefunden. Allerdings hab ich einen, wie ich finde hervorragenden Workflow für die Erstellung digitaler Kontaktabzüge etabliert. Dazu lege ich die Negativstreifen auf ein Leucht-Tablet, Elches ebenfalls für wenig Geld in der Bucht zu finden ist, und fotografiere alle Negativstreifen mit meinem Smartphone ab. Zum Fotografieren benutze ich Lightroom Mobile, so dass die Aufnahmen gleich über die Cloud mit meinem Mac synchronisiert werden und in Lightroom zur Verfügung stehen. Dann wird nur noch die Gradationskurve umgedreht, so dass sie bergab verläuft, und schon sind die Negative als Positiv zu erkennen.

Das Foto „Sehmann unter Seeleuten“ ist auch auf diese Weise entstanden, allerdings habe ich das entsprechende Negativ einzeln gefilmt, nicht im Rahmen eines Kontaktabzuges. Es sieht schon ganz ordentlich aus. Ich werde noch etwas an dem Prozedere ausprobieren und am Ende sehen, ob dies ein gangbarer Weg zur Digitalisierung meiner Negative wird.

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